Kurz nach Beginn der „Covid-19“-Pandemie in Deutschland habe ich für einen meiner Kunden die Arbeitsanweisungen für das Rüsten einer Produktionslinie auf die neuen Anforderungen zur Vermeidung einer Ausbreitung der „Covid-19“-Infektion in der Produktion angepasst.
Im Wesentlichen habe ich die Reihenfolge der Rüstaktivitäten so angepasst, dass die Mitarbeiter beim Rüsten den Abstand von 2 m untereinander nicht unterschreiten mussten. Nach der entsprechenden Einweisung wurden diese Maßnahmen ausgerollt
Mit Hilfe von Multimoment-Aufnahmen habe ich die Umsetzung dieser Maßnahmen auditiert und stellte immer fest, dass hochmotivierte Kollegen immer wieder (50 % der Beobachtung) die Abstandsregeln nicht eingehalten haben. Die Auswirkung einer organisatorischen Veränderung ist leider nicht „on/off“.
Meine erste Idee, mit Boden-Markierungen (Leuchtfarbe) zu arbeiten, hatte folgende Nachteile:
Ich war vergangenen Samstag in einem Geschäft und sah, wie etwa 20 % der Menschen die Bodenmarkierung innerhalb der Filiale übersehen haben. Der dortige Mitarbeiter war derart auf seine Arbeit fokussiert, dass er nicht reagieren konnte. Daher haben mich die Markierungen als Poka Yoke-Maßnahme nicht so überzeugt.
Meine zweite Idee basiert auf dem „Rear End Collision Warning“-Modell.
Dieses Modell ist aus der Abstandsüberwachung zwischen Fahrzeugen bei der Fahrt bekannt.
Die Hardware dafür ist schon so miniaturisiert worden, dass diese in vielen Bereichen eingesetzt werden kann.
Die Hardware zeigt an (Signalton, Blinken, etc.), wann ein vorkonfigurierter Abstand zwischen mehreren Teilnehmern unterschritten wurde.
Umsetzungsvorschlag – Idee (Herstellung gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen): Ein Armband mit einem Sensor, analog wie im Fitness-Studio Jeder Mitarbeiter bekommt es.
Das Armband gibt einen Signalton (vibriert und/oder blinkt), wenn der vorkonfigurierte Abstand zwischen den Menschen unterschritten wurde.
Der Sensor im Armband kann mit Bluetooth-, Funk oder induktiven Technologien arbeiten.
Vor der Inbetriebnahme der Armbänder müssen diese in einer Station entsprechend konfiguriert werden.
Zusätzlich können in einem Überwachungsbildschirm Regelverletzungen live und anonym angezeigt werden (je nach Übertragungsmöglichkeit). Diese Funktion wäre hilfreich für Führungskräfte, die für die Sicherstellung der Einhaltung dieser Regeln verantwortlich sind.
Das System darf nicht zum Tracing der Mitarbeiterbewegungen und zur Erstellung von Bewegungsprofilen verwendet werden und muss anonym sein. Zusätzlich sollte dies vor der Einführung mit dem Betriebsrat abgestimmt werden (Deutschland).
Jeder Kunde bekommt das Armband (analog für Gäste beim Probetraining im Fitnessstudio) beim Eintreten in das Geschäft. Beim Verlassen muss das Armband wieder zurückgegeben werden. Stammkunden könnten es behalten.
Ein Überwachungsbildschirm an der Kasse kann Mitarbeiter auf Regelverletzungen aufmerksam machen. Da die meisten Geschäfte in Präsentationsflächen unterteilt sind, können die betroffenen Personen auf die Einhaltung der Regeln hingewiesen werden.
Ich bin davon überzeugt, dass es noch weitere Ideen in der Gemeinschaft gibt, wie mit Hilfe des Poka-Yoke-Systems noch bessere Sicherheitsmaßnahmen gegen „Covid-19“- Infektionen in den Betrieben und Geschäften hergestellt werden können.
Ohne Impfstoff sollten wir andere Wege ausprobieren.
Vielen von Ihnen ist sicherlich das Buch von Hiroyuki Hirano „Poka Yoke - Improving Product Quality by Preventing Defects“ mit 240 Umsetzungsvorschlägen zum Thema Poka Yoke in der Industrie bekannt.
Wir in diesem Netzwerk können alle wirtschaftlich von der Pandemie betroffen sein. Wenn viele Ressourcen zur Erbringung einer Leistung erkranken, können wir unsere Leistung (auch bei guter Auftragslage) nicht erbringen.
Wenn jeder mit 1 oder 2 Ideen einen Beitrag leistet, können wir bestimmt vieles bewegen und es lassen sich leichter Investoren für die Industrialisierung einzelner Ideen finden.
Was habt ihr für Ideen?
Raul Portell
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